Exposition
Fünf «Kristalle» liegen auf dem Boden. Um den durch das Gefälle und damit durch die Schwerkraft bedingte Wasserabfluss zu verstehen, der zum Schwund der Gletscher führt, hat Douglas Mandry zusammen mit einem Glaziologen eine Erkundungstour zum Rhonegletscher unternommen. Mit einem 3D-Scanner hat er dort die Hohlräume erfasst, die das fliessende Wasser unter dem Eis gegraben hatte, und hat die so entstandenen Gussformen dann mit recyceltem Glas auffüllen lassen. Diese Blöcke aus durchsichtigem «Eis» offenbaren das Innenleben des Gletschers und halten einen Moment seiner Transformation fest. Seine historischen Fotografien von Gletschern, die als Lithografien auf die zum Schutz der Gletscher verwendeten geotextilen Planen gedruckt wurden, nehmen auf ihrer dürftigen Hülle die Anmutung von kostbaren «Monumenten» und verblassenden Erinnerungen an das goldene Zeitalter des Tourismus vergangener Tage an. Begeistert von grandiosen Alpenlandschaften, knüpft der Künstler an das «Naturgefühl» an, das die Leidenschaft der Romantiker entfachte, jedoch mit einem Blick des 20. Jahrhunderts, der von dem Einfluss des Menschen auf seine Umwelt im Zeitalter des Anthropozäns geprägt ist.
Douglas Mandry (*1989 Genf), Absolvent der Kantonalen Hochschule für Kunst und Design (ECAL) in Lausanne, arbeitet gern mit Wissenschaftlern zusammen, um unsere Wahrnehmung und unser Verständnis der Welt im Lichte technologischer Entwicklungen und klimatischer Veränderungen zu analysieren und dann neu zu formulieren. Wenngleich seine fotografische Arbeit sein Hauptwerkzeug ist, kombiniert er diese dennoch auch mit Malerei, Skulptur oder Grafik. Er lebt in Zürich.
Surface Tension, Douglas Mandry © Pavillon Sicli, Foto : Julien Gremaud
Douglas Mandry, Gravity Flow, 2022