Ausstellung
Carmen Perrin, Georges Descombes und Jürg Conzett
Wohin gehst du, Gletscher ?
07.07.24 – 29.09.24
Vom Freitag bis Sonntag, 12:00-16:00
Das umfassende, schweizweit angelegte Projekt mit dem Titel Schau, wie der Gletscher schwindet hat seinen Ausgangspunkt am Rhonegletscher. Ihm vorausgegangen ist eine fünfjährige, vor Ort durchgeführte Reflexions- und Vorbereitungsphase der Künstlerin Carmen Perrin, der sich dann nach und nach der Architekt Georges Descombes, der Ingenieur Jürg Conzett sowie der Musiker und Performer Jacques Demierre angeschlossen haben. Den Anstoss zu ihren Überlegungen hat die Entwicklung eines Gletschers gegeben, der durch die Klimaerwärmung stark in Mitleidenschaft gezogen ist und in der unmittelbaren Umgebung einer Gletschergrotte mit geotextilen Planen bedeckt wurde, damit die touristische Nutzung weitergeführt werden kann.
Vorgeschlagen wird ein anderer Weg. Es geht darum, die von dem Gletscher ausgesandten, mit blossem Auge sichtbaren Zeichen für den Wandel wahrzunehmen und das Schwinden der Gletscher nicht als unabwendbar zu betrachten.
Dies kommt auf verschiedene Weisen zum Ausdruck. Durch eine in Gletsch im grossen Saal des Hotels Glacier du Rhône präsentierte Ausstellung, wo Carmen Perrin in Form eines offengelegten Journals ihre Forschung mit der Öffentlichkeit teilt, ohne dabei Hindernisse und Begegnungen auszulassen, die ihre Abweichungen und Umwege vom ursprünglichen Kurs geleitet haben.
Dem Moment lauschen: Ein musikalischer Besuch nach einer Komposition von Jacques Demierre, Echoing, interpretiert von drei Stimmen vor Ort bei der Vernissage der Ausstellung, eröffnet den intimen Dialog zwischen der Welt und dem Menschen.
Dem Ingenieur Jürg Conzett und dem Architekten Georges Descombes kommt die Aufgabe zu, die Besucher*innen auf einem Weg in luftiger Höhe zu den Spuren des verschwundenen Gletschers zu führen, wo neue Lebensformen auftauchen, die man mit Vorsicht und Feingefühl aufnehmen muss.
Die 1953 im bolivischen La Paz geborene Künstlerin Carmen Perrin kommt im Alter von sieben Jahren mit ihrer Familie ins Exil nach Genf. Sie studiert dort, wird an der Genfer Kunsthochschule zur Bildhauerin ausgebildet und unterrichtet an ebendieser Institution von 1986 bis 2005. Sie ist bildhauerisch tätig, erkundet die Wahrnehmung von Materialien, spielt mit Licht, bindet schrittweise Werke in spezifische Architektur-, Landschafts- und Gesellschaftskontexte ein. Sie konzipiert grossformatige Werke für den öffentlichen Raum. Und sie treibt die Erforschung und Kombination der verschiedenen künstlerischen Praktiken zur Verwirklichung des riesigen Projekts noch weiter voran, das sie im Team auf dem Rhonegletscher entwickelt.
Der in Genf und London ausgebildete Georges Descombes (Jahrgang 1939) unterrichtet, projektiert, experimentiert und reflektiert langfristig über seinen Beruf als Architekt. Sein sensibler und zugleich analytischer Blick auf die Landschaft verleiht seinen Realisationen aus der Bürogründungszeit wie dem Park von Lancy (GE, 1986) oder dem Weg der Schweiz (1991) Sinnhaftigkeit und Tiefgang. Von 2002 bis 2022 leitet er das Projekt zur Revitalisierung des Flusses Aire. Dieses gewaltige Unternehmen, das respektvoll, gekonnt, scharfsinnig und innovativ konzipiert wurde, hat ihm grosse internationale Anerkennung eingebracht. Im Jahr 2019 werden er und sein Team mit dem Landschaftspreis des Europarats ausgezeichnet. Und 2021 verleiht ihm das Bundesamt für Kultur den Schweizer Prix Meret Oppenheim.
Jürg Conzett (Jahrgang 1956), der ein Bauingenieurstudium an der ETH Zürich absolviert hat, arbeitet zunächst sieben Jahre lang bei dem Architekten Peter Zumthor, um «die Verfahren des Ingenieurberufs um die Methoden des Architektenberufs zu erweitern». Danach eröffnet er sein eigenes Büro in Graubünden, wo er Brückenkonstruktionen und Gebäudetragwerke entwirft. Der für die Genialität, Eleganz und Raffinesse weltweit bekannte Conzett vertrat bei der 12. Architekturbiennale von Venedig im Jahr 2010 die Schweiz. Mit Respekt gegenüber Geschichte, Erbe und Umwelt erreicht seine Ingenieurskunst höchstes Niveau, was ihm 2022 den vom Bundesamt für Kultur verliehenen Schweizer Prix Meret Oppenheim einbrachte.
Dieses Projekt wurde dank des Engagements von Arbeitsgemeinschaft INDUNI/SCRSA.
Blick auf die Ausstellung Où vas-tu glacier?, Hôtel Glacier de Rhône, Gletsch, Carmen Perrin, Georges Descombes, Jürg Conzett © Foto: Alexis Feuillet