Ausstellung
Aus heutiger Sicht kann Heinrich Danioths Kehlengletscher der Urner Alpen als ein Denkmal betrachtet werden, denn dieses Gemälde zeigt den eindrucksvollen Rückgang des Gletschers im Lauf des vergangenen Jahrhunderts. Auf armselige 1,7 Quadratmeter geschrumpft, war er 1970 noch doppelt so gross. In dem Jugendwerk des Malers präsentiert er sich in seiner ganzen massiven Erhabenheit. Noch stark inspiriert von den symbolistischen Kompositionsprinzipien Hodlers, zeigt Danioth in dem Gemälde bereits – unter dem Eindruck eines Hauchs von Mystizismus angesichts des grandiosen Alpenspektakels – sein Interesse sowohl an der Moderne als auch an den altüberlieferten Traditionen und Mythen. Seine fast ausschliessliche Liebe zur wilden Natur in seinem Kanton und zum Leben von dessen Bewohnern hat ihn mitunter zu Unrecht auf den Rang eines Lokalmalers reduziert. Heute etwas in Vergessenheit geraten, ist er nicht so bekannt wie seine rotfarbige Darstellung von Teufel und Ziegenbock auf der Felswand oberhalb der Teufelsbrücke, die alle Touristen kennen, deren Modernismus jedoch im Jahr 1950 die Urner abgestossen hatte.
Der in Altdorf geborene Heinrich Danioth (1896–1953) wurde in Basel von Rudolf Löw und Rudolf Mayer ausgebildet. Zunächst von Ferdinand Hodler beeinflusst, hat ihn seine Bekanntschaft mit dem deutschen Maler August Babberger an die Badische Landeskunstschule in Karlsruhe und zum lyrischen Expressionismus geführt. Seitdem widmete er sich der Malerei, der Illustration und dem Schreiben und begann eine lange Zusammenarbeit mit der Satirezeitung Nebelspalter.
Ausstellungsansicht Haus für Kunst Uri, Foto: F.X Brun
Heinrich Danioth, <em>Kehlengletscher</em>, 1919, Öl auf Leinwand, 62 x 79,5 cm, Sammlung Haus für Kunst Uri, Altdorf