Ausstellung
Alpenlandschaft ist eines der Hauptthemen von Vallottons Holzschnitten. Im Jahr 1892 schuf er eine Folge von sechs Tafeln, die vom Einfluss des japanischen Holzschnitts geprägt sind und eine bemerkenswerte Sparsamkeit der Mittel, überraschende Bildausschnitte und eine schöne Expressivität der Linie vorweisen, um die Konvulsionen von Fels und Eis in den Alpen heraufzubeschwören.
Vallotton malte diese Hochalpen im Juli 1919 von den Ufern des Ozeans bei Honfleur aus. Mit anderen Worten: Der Maler steht nicht vor seinem Motiv, sondern erfindet es aus dem Gedächtnis und der Vorstellungskraft neu. Diese erstaunliche Komposition aus der Vogelperspektive, wie von einer Drohne aus aufgenommen, hat also nichts Topografisches an sich. In Blau- und Braunschattierungen malt der Künstler die quasi-organische Kriechbewegung dieses fiktiven und archetypischen Gletschers, wie einen glitzernden türkisfarbenen Lavastrom, dessen Vorwärtsbewegung man fast spüren kann, wo sich doch unsere heutigen Gletscher immer weiter zurückziehen.
Der gebürtige Lausanner und Wahlfranzose Félix Vallotton (1865-1925) nahm ab 1890 an der Wiederbelebung des Holzschnitts teil, die ihm internationale Bekanntheit einbrachte. Er schloss sich der Gruppe der Nabis an. Die Heirat mit der Tochter des Kunsthändlers Alexandre Bernheim markiert einen Wendepunkt in seiner Karriere. Von da an widmete er sich der Malerei und entwickelte dort seinen so einzigartigen und unklassifizierbaren Stil.
Félix Vallotton, Hochalpen, Gletscher und verschneite Berggipfel, 1919, Öl auf Leinwand, 73 x 100 cm, Gottfried Keller-Stiftung, Bundesamt für Kultur, Bern, 1978. Kunsthaus Zürich