Ausstellung
Das Werk Not All Who Wander Are Lost, dessen Titel sich auf ein Gedicht des britischen Autors J. R. R. Tolkien (Bloemfontein, 1892 – Bournemouth, 1973) bezieht, besteht aus einem Findling, der auf seinen eigenen, mit Edelmetallen veredelten Bohrkernen ruht. Dieser perforierte Monolith verkörpert nicht nur das Rätsel der Gletscherbewegungen, die die Findlinge über Jahrtausende hinweg über grosse Entfernungen transportieren, sondern auch die Geschichte der Erde, die sich darin niederschlägt. Die Anwesenheit des Menschen wird unterschwellig angedeutet: Die Entnahme von Bohrkernen verweist auf wissenschaftliche Techniken zur Entnahme von Proben für die Bodenanalyse und auf industrielle Verarbeitungsprozesse. Die Edelmetallsegmente können als Symbole für die Gewinnung und den Verbrauch natürlicher Ressourcen interpretiert werden und markieren verschiedene Epochen der Menschheitsgeschichte. Das Werk symbolisiert ein Paradoxon: Je mehr der Stein durchbohrt wird und je leichter er ist und zu bewegen ist, desto dünner wird der Block selbst. Es bietet eine kritische Reflexion über die untrennbare Verbindung zwischen Mensch und Natur, in all ihrer Widersprüchlichkeit und Komplexität.
Julian Charrière (*1987), Not All Who Wander Are Lost, 2019, Gletscherfindlinge, Bohrkerne, Aluminium, Messing, Kupfer, Messing (mit Silber beschichtet), Edelstahl (mit Gold beschichtet), Stahl, 84 x 385 x 68 cm. Kunstmuseum Wallis, Sitten.
Foto © Jens Ziehe