Ausstellung
„Ich lebe in einer unsicheren Zeit“, merkt er in seinem Gedichtband Crever l’écran an. Und praktiziert eine „Kunst trotz allem“. Als Dichter und Musiker am Krankenbett unserer verdorbenen Welt verbindet Thierry Raboud gerne Klänge und Sinne. „Mit dem Ohr schreiben“. Seine klangvollen, aber auch visuellen Gedichte verwirklicht er, indem er sie auf einer Schreibmaschine tippt, sie auf langen Papierrollen ausbreitet und sie in musikalischen Performances präsentiert, die Lyrik, Bruitismus und Jazzrhythmen miteinander verbinden. Ihnen wohnen eine poetische Kraft sowie die Dringlichkeit eines Manifestes inne, das zu Widerstand und einer neuen kollektiven Vorstellung von der Welt aufruft.
Ecographies ist eine Folge von „ökologischen Grafiken“ rund um verschiedene Gletscherlandschaften, die eine analoge und algorithmische Verschlüsselung vermischen und während einer Künstlerresidenz in der Fondation Jan Michalski entstanden sind. Die Folge beinhaltet vor allem Martyrologe, eine bislang unveröffentlichte Schweizer Liste von verschwundenen Gletschern, und das Diptychon Feu de la mer I et II, das auf einem Buch zu typografischem Design aus dem Jahr 1982 basiert.
Der im Wallis geborene Thierry Raboud (*1987) hat an den Universitäten von Lausanne und Freibourg Literatur, Philosophie und Musikwissenschaft sowie an der Musikhochschule HEMU in Lausanne Gitarre studiert. Der Journalist, Musikwissenschaftler und Dichter ist mit dem Prix Pierrette Micheloud, dem Preis Tirage Limité sowie dem Preis der Fondation Leenaards ausgezeichnet worden. Seit 2022 ist er Präsident der Eidgenössischen Jury für Kultur des Bundesamtes für Kultur. Er lebt in Corseaux im Kanton Waadt.
Musée valaisan des Bisses. Thierry Raboud, On savait pas © Olivier Lovey