Ausstellung
«Ich zeichne oder fotografiere, um zu verstehen, was ich sehe», sagt sie. Von ihrer dualen wissenschaftlichen und künstlerischen Ausbildung hat sich Sabine Tholen das Bedürfnis nach Forschung und Archivierung bewahrt, aber auch den Drang, ihre Faszination für die Natur und ihre Fantasie zum Ausdruck zu bringen. Das Gebirge ist ihr Lieblingsthema, das zwei Perspektiven, zwei zeitliche Dimensionen, zwei Erzählungen verbindet: die der geologischen Zeit, die Zeit während der Erdgeschichte und die der menschlichen, romantischen und touristischen Erzählung. Der Planet, von dem wir dachten, er gehöre «uns», er sei «die Stätte der Menschheit», kann sehr gut ohne uns leben. Die Künstlerin dokumentiert die territorialen Veränderungen rund um die Moosfluh, die Folgen des Rückgangs des Aletschgletschers sind. Ohne menschliche Präsenz zeugen ihre Bilder von der erstaunlichen Widerstandskraft dieser Landschaften, die sich neu ausrichten und neue Gleichgewichte entwickeln. Wird das Verschwinden der Gletscher auch etwas Gutes mit sich bringen? Nur die Zukunft hat darauf eine Antwort.
Nach einem abgeschlossenen Diplomstudiengang in Landschaftsarchitektur an der Hochschule für Technik in Rapperswil (SG) hat Sabine Tholen (*1974 Bonn D) einen postgradualen Abschluss an der Hochschule für Kunst und Design HEAD in Genf und dann einen Master of Fine Arts am Central St-Martins College of Art in London erworben. Die Künstlerin, die in Genf und Soglio (GR) lebt, nähert sich ihren Sujets als peinlich genaue Forscherin und interpretiert sie mithilfe von Fotografie, Zeichnung und Künstlerbuch.
Sabine Tholen , MOOSFLUH, 2024. Edizioni Periferia Luzern/Poschiavo
Mit einem Text von Matteo Terzaghi (ital.) Übersetzung Renato Weber (fr.), Barbara Sauser (dt.). Grafik: Pablo Lavalley, Genf